Zusatzversicherung Spital: Lohnt sich das?

Die Spitalzusatzversicherung «allgemeine Abteilung ganze Schweiz» ist bei Schweizer Versicherten beliebt. Dieser Zusatz zur obligatorischen Krankenversicherung deckt die Mehrkosten für stationäre Behandlungen ausserhalb des Wohnkantons. Aber braucht es so eine Versicherung überhaupt?

07.12.2021

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Heller Gang in einem Krankenhaus.

iStock / sudok1

Der Zusatz «allgemeine Abteilung ganze Schweiz» ist die beliebteste Zusatzversicherung der Schweiz. Kein Wunder: Sie ist die günstigste überhaupt. Aber wer braucht die Leistungen? Der Zusatz deckt die Mehrkosten im Spital, wenn Sie sich ausserhalb des Wohnkantons behandeln lassen, obwohl die Behandlung auch im Wohnkanton angeboten wird. Das ist für viele Menschen sinnvoll. Auch für Sie?

Bei Spitalbehandlungen steckt der Teufel im Detail. Darum wird oft erst auf den zweiten Blick klar, warum Sie eine Versicherung für ausserkantonale Behandlungen brauchen könnten. Schauen wir uns darum die wichtigsten Fragen zu dieser Zusatzversicherung ganz genau an:

Warum ist es so wichtig, in welchem Kanton ich wohne?

Für Ihre Behandlung im Spital zahlt nicht nur die Krankenkasse. Auch Ihr Wohnkanton beteiligt sich an den Kosten, nämlich mit 55 Prozent an jeder Fallpauschale. Damit der Kanton die Differenz zwischen einer inner- und ausserkantonalen Behandlung festlegen kann, setzt er einen Referenzbasispreis. In den einzelnen Kantonen sind die Basispreise je nach Spital unterschiedlich hoch. Manche Spitäler bekommen also weniger für die gleiche Art von Operation, andere mehr. Manche Kantone nehmen den tiefsten Basispreis im Kanton als Referenzpreis, um die Patienten ohne Zusatzversicherung «allgemeine Abteilung ganze Schweiz» von ausserkantonalen Spitalaufenthalten abzuhalten.

Bekomme ich alle Behandlungen, die ich brauche?

Grundversicherte haben alle Behandlungen zugute, die medizinisch notwendig bzw. «wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich» gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) sind. Punkt. Wenn es die nötige Behandlung in Ihrem Kanton gar nicht gibt, bekommen Sie diese selbstverständlich auch ausserkantonal. Die meisten Standardbehandlungen gibt es allerdings in fast jedem Kanton. Dann will in der Regel Ihr Kanton, dass Sie dort bleiben.

Gilt nicht auch in der Grundversicherung die freie Spitalwahl?

Ja, solange es nicht teurer als im Wohnkanton ist. Grundversicherte dürfen in der ganzen Schweiz in jedes Spital mit einer allgemeinen Abteilung, das auf der Spitalliste eines Kantons steht. Manche Kantone haben auch ausserkantonale Häuser auf ihrer Spitalliste. Aber nicht alle Spitäler mit allgemeinen Abteilungen sind bei allen Kantonen auf der Liste. Ein paar Privatkliniken – die sogenannten Vertragsspitäler – sind auf gar keiner Spitalliste, weil sie keine allgemeine Abteilung haben. Diese Kliniken nehmen nur Patienten mit einer Spitalversicherung Privat, Spitalversicherung Halbprivat oder gar wohlhabende, ausländische Patienten auf.

Muss ich ausserkantonal etwas dazu zahlen?

Möglicherweise. Oft sind die Behandlungen in Zentrums- und Unispitälern teurer als in Regionalspitälern. In ersteren werden in der Regel auch die schwierigen Untersuchungen und Operationen durchgeführt. Oft werden Patienten mit Komplikationen von Regionalspitälern in Zentrums- und Unispitäler verlegt. Und was die Kosten angeht: Der Wohnkanton und die Krankenkasse (Grundversicherung) bezahlen nur die Fallpauschale gemäss Referenztarif des Wohnkantons. Wer sich also ohne medizinische Notwendigkeit und ohne Spitalzusatzversicherung (z.B. «allgemeine Abteilung ganze Schweiz») in einem teureren, ausserkantonalen Listenspital operieren lässt, muss die Differenz selber bezahlen.

Warum bleibe ich dann nicht einfach in meinem Kanton?

Wenn Sie nahe an der Kantonsgrenze wohnen, in einem anderen Kanton arbeiten oder dort möglicherweise Verwandte oder Freunde haben, kann ein ausserkantonaler Spitalaufenthalt auch ohne medizinische Gründe Vorteile haben. Manchmal empfehlen auch Ärzte, Freunde oder Bekannte ein ganz bestimmtes Spital ausserhalb Ihres Wohnkantons. Manche Kantone haben auch nicht für alle Behandlungsarten die passende Klinik auf ihrer Spitalliste. Vor allem für komplexere Fälle wie Organtransplantationen oder Herzchirurgie.

Ein Beispiel: Herz- und Gefässchirurgie im Aargau. Dort wird ein Viertel aller Fälle ausserkantonal behandelt. Kein Wunder, denn die Eingriffe sind komplex. Spezialisten dafür gibt es nur in wenigen Zentren. Auch Aarau hat eine Herzchirurgie. Doch die grossen Herzzentren liegen in Basel, Bern oder Zürich. Das ist je nach Wohnort im Aargau nicht einmal weiter entfernt als Aarau.

Wie vermeide ich eine böse Überraschung mit hohen Kosten?

Wenn Sie wissen, dass Sie ins Spital müssen und gezielt einen Spitalaufenthalt planen, dann holen Sie bei Ihrer Krankenkasse eine Kostengutsprache für Ihr Wunschspital ein und fragen beim Kantonsarzt Ihres Kantons nach der Kostenübernahme. Anschliessend wissen Sie, woran Sie sind. Der Kantonsarzt kann bewilligen, dass auch ausserkantonal alle Kosten übernommen werden. So eine Anfrage ist allerdings mit Aufwand verbunden. Diesen Aufwand könnten Sie sich mit einer Spitalzusatzversicherung «allgemeine Abteilung ganze Schweiz» sparen.

Wie viel kostet so eine Spitalversicherung allgemein?

Je nach Alter und Wohnort gibt es den Zusatz «allgemeine Abteilung ganze Schweiz» schon ab 2.40 Franken im Monat. Das macht diese Zusatzversicherung zur günstigsten Spitalzusatzversicherung überhaupt – viel günstiger als halbprivat. Wie viel die Zusatzversicherung für Sie kostet, finden Sie im Zusatzversicherungsvergleich.

Muss ich Grund- und Zusatzversicherung bei der gleichen Kasse haben?

Nein. Grundsätzlich können Sie Grundversicherung und Zusatzversicherungen bei verschiedenen Gesellschaften abschliessen. Viele Versicherer knüpfen allerdings die Aufnahme in die Zusatzversicherung an die Bedingung, dass Sie dort auch die Grundversicherung abschliessen. Andere geben Rabatte, damit Sie beide Verträge an einem Ort abschliessen. Es lohnt sich auf jeden Fall, Grund- und Zusatzversicherung gleichzeitig zu vergleichen.

Wie viele Menschen haben eine Zusatzversicherung?

78 Prozent aller Versicherten in der Schweiz haben eine Zusatzversicherung zur Krankenkasse. Dies zeigt eine Umfrage von comparis.ch. Die Leistungen für die Zusatzversicherung wählen die Versicherten à la carte. 44 Prozent von ihnen haben sich für das Modul «Spital allgemein ganze Schweiz» entschieden. Das macht diesen günstigen Baustein zur beliebtesten Zusatzversicherung der Schweiz.

Brauche ich in den Grossstadtkantonen den Zusatz nicht?

In den Kantonen Basel, Bern und Zürich gibt es fast jede denkbare Behandlung. Auch für Spitzenmedizin müssen Sie auch als Grundversicherte kaum jemals den Kanton wechseln. Wenn Sie Ihr Leben lang in einem dieser Kantone wohnen bleiben, brauchen Sie also den Zusatz «allgemeine Abteilung ganze Schweiz» im Grunde nicht. Vielleicht aber, wenn Sie später mal aufs Land ziehen wollen?

Brauche ich den Zusatz, wenn ich auf dem Land wohne?

In den meisten ländlichen Gegenden lohnt sich der Zusatz «allgemeine Abteilung ganze Schweiz». Er gibt Ihnen für wenig Prämie mehr Auswahl, ohne Aufwand und Abklärungen beim Kantonsarzt.

Braucht es für die Zusatzversicherung eine Gesundheitsprüfung?

Zusatzversicherungen nehmen nicht jeden Antragsteller auf. Vor der Aufnahme muss man üblicherweise einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen. Ab 50 wird es eher unwahrscheinlich noch aufgenommen zu werden. Die Zusatzversicherung «allgemeine Abteilung ganze Schweiz» ist so günstig, dass Sie sie jung abschliessen und immer behalten können.

Muss ich im Notfall zurück in meinen Wohnkanton?

Im Notfall wird auch ausserkantonal alles bezahlt. Für Versicherte ohne Zusatzversicherung wird in jedem Spital lediglich eine Tagespauschale fällig. Derzeit, im Jahr 2018, liegt sie bei 15 Franken pro Tag. Grund für diese Pauschale sind die Lebenshaltungskosten, die Zuhause ebenso anfallen würden.

Bietet so ein Zusatz auch noch andere Vorteile?

Fast alle Versicherungen bieten für ihre Zusatzversicherungen den Baustein «Spital allgemein». Viele bieten mit ihm mehr als nur die freie Wahl ausserhalb des Kantons. Manche erhöhen auch die Deckung bei Spitalaufenthalten im Ausland oder leisten einen (höheren) Beitrag an Bade- und Erholungskuren.

«Spital allgemein ganze Schweiz» - günstig und für viele sinnvoll

Die Zusatzversicherung zur Spitalwahl ist zu Recht die beliebteste Zusatzversicherung der Schweiz. Sie sichert auch den Bewohnern ländlicher Kantone bequem den Zugriff auf die Spitzenmedizin der Zentrumsregionen. Am besten schliessen Sie den Zusatz schon jung ab. Dann brauchen Sie ihn zwar noch nicht dringend. Doch die Prämie ist günstig; das können Sie sich auch mit einem geringen Einkommen leisten. Wenn Sie erst einmal dabei sind, müssen sie später keine Gesundheitsprüfung mehr machen.

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